MEHR SICHERHEIT
AN DER BOJE |
BIN
ICH DER VERANKERUNG HILFLOS AUSGELIEFERT?
Von Dipl.-Ing. Harald Melwisch.
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An einer Boje liegen ist sehr bequem, da man das
Ankergeschirr nicht benutzen muss. Immer öfter darf man in Kroatien
den eigenen Anker gar nicht benutzen, da Bojenfelder ausgelegt sind.
Kommt Sturm auf, ist man scheinbar hilflos der Haltekraft des Betonblockes
der Bojen ausgeliefert.
Doch nur scheinbar, denn man kann etwas beitragen zur Haltekraft des Betonblockes:
Mit der Länge der Leine zur Boje kann man nämlich das wirksame
Gewicht des Betonblockes beeinflussen !
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Die Situation
an der Boje ohne Wind:
Die Boje ist mit ihrem Betonblock mit einer
Trosse oder Kette verbunden, die ungefähr die Länge der
Wassertiefe hat. Meist ist die Länge dieser „Bojenleine“
etwas grösser als die Wassertiefe, auch abhängig vom momentanen
Wasserpegel aufgrund von Luftdruck, Tide und Wind. Wir nehmen der
Einfachheit halber an dass diese Verbindung etwa die Länge
der Wassertiefe hat. Das Schiff ist mit der „Schiffsleine“
mit der Boje verbunden.
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Wenn jetzt Wind aufkommt:
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Wenn Wind aufkommt, dann spannt die
Windkraft das ganze Gebilde und taucht die Boje unter Wasser.
Die Kraft des Windes auf das Schiff ist natürlich sehr von
den geometrischen Umrissen des Schiffes abhängig.
Bei einem 12 Meter langen Segelboot muss man beispielsweise mit
folgenden Richtwerten rechnen:
Beaufort 6: 210 Kilopond
Beaufort 7: 330 Kilopond
Beaufort 8: 500 Kilopond
Diese Kräfte wirken horizontal
auf das Schiff und werden in der selben Grösse horizontal an
den Betonblock weitergegeben. Der Block muss jetzt so schwer sein,
dass seine Reibung am Grund grösser ist als diese Windkraft. |
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Aber nun kommt das
wirkliche Problem:
Die Leine verläuft schräg abwärts und kann die horizontale
Windkraft nur weitergeben wenn eine Auftriebskraft entsteht, die den Abwärtswinkel
kompensiert.
Die untergetauchte Boje addiert noch ihre Auftriebskraft im Wasser, sodass
am Betonblock eine Summen-Auftriebskraft wirksam wird. Diese Auftriebskraft
verringert das Gewicht des Betonblockes und damit seine Reibung zum Grund.
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Ein Beispiel:
Unsere Boje liegt auf 10m Tiefe an einem Betonblock von 1000kg,
die „Schiffsleine“ ist 4m lang. Bei einer bestimmten
Windlast sind Bojentrosse und Schiffsleine fast in einer Linie und
bilden mit der Wasseroberfläche und der Vertikalen ungefähr
ein 45 Grad Dreieck mit gleich langen Schenkeln.
In diesem Fall sind Windkraft und Auftriebskraft gleich groß.
Ohne den Auftrieb der Boje zu rechnen sind am Betonblock bei Windstärke
7 daher ca. 330kp Auftrieb.
Der Betonblock wiegt jetzt nur mehr 670kg und die Reibung zwischen
Block und Grund ist entsprechend kleiner. Die Horizontalkraft von
330kp wirkt aber trotzdem voll auf den Block. Sie kann ihn dann
verschieben wenn die Reibung soweit geschwächt ist dass sie
kleiner ist als die Horizontalkraft.
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Allgemein mathematisch
ausgedrückt :
In Zahlen ausgedrückt ergeben sich abhängig von der Länge
der Schiffsleine (als Vielfaches der Wassertiefe) folgende gewichtsvermindernden
Auftriebskräfte (als Vielfaches der Windkraft, ohne Bojenauftrieb):
Schiffsleine (als Vielfaches der Wassertiefe): 0,2 0,5 1 2
Auftriebskraft (als Vielfaches der Windkraft): 1,5 0,9 0,6 0,35
Das Diagramm im Bild nebenan zeigt das grafisch:
In x-Richtung die Schiffsleine als Vielfaches der Wassertiefe,
in y-Richtung die Auftriebskraft als Vielfaches der Windkraft.
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Liegt man also mit 10m Schiffsleine
auf 10m Wassertiefe („Schiffsleine / Wassertiefe“ = 1), dann
erzeugt eine Bö von Beaufort 8 (ca. 500kp) doch noch eine Vertikalkraft
von 0,6 facher Windkraft, also 300kp.
Ein Betonblock von 1000kg wiegt dann nur mehr 700kg und muss einer seitlichen
Kraft von 500kg standhalten.
Wenn man sich in den kroatischen Bojenfeldern umsieht, dann kann man
Schiffe sehen die mit nur 2m Leine die Boje „festgezurrt“
haben. Dies bedeutet bei 10m Wassertiefe ein Verhältnis von 0,2,
also 1,5 fache Auftriebskraftkraft. Eine Bö von Beaufort 8 erzeugt
damit 750kp Vertikalkraft. Ein 1000kg Betonblock hat dann nur mehr 250kg
und wird die 500kp Windkraft seitlich sicher nicht überstehen ohne
zu schlieren.
Eigentlich müssten die Besitzer von Bojenfeldern Skipper zur Verantwortung
ziehen die Betonblöcke auf diese Art versetzen.
Zugegeben, lange Leinen in Bojenfeldern sind manchmal problematisch, weil
die Bojen oft eng gesetzt sind.
Bei der Auswahl der Boje sollte man daher bei möglichem Schlechtwetter
schon in späterer Windrichtung auf Freiraum achten und eine Leine
zur Boje setzen die möglichst lange gefiert werden kann. Hat man
einen Nachbarn in Windrichtung, dann sollte man mit ihm absprechen dass
er auch fiert. Kommt man durch das Setzen einer langen Leine knapp an
das Ufer oder einen Felsen, so muss das nicht unbedingt schlecht sein.
Besser an einem schweren Block knapp am Felsen als an einem leichten Block
auf den Felsen driften.
Harald Melwisch
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